Ist die USA Europa bei der Lohntransparenz voraus?

Die Frage der Lohntransparenz gewinnt sowohl in den USA als auch in Europa zunehmend an Bedeutung. Während die USA in einigen Aspekten als Vorreiter erscheinen mögen, zeigt eine genauere Betrachtung ein differenzierteres Bild. Dieser Blogbeitrag beleuchtet die Entwicklungen auf beiden Seiten des Atlantiks und analysiert die Auswirkungen für Unternehmen und HR-Experten.
Entwicklungen in den USA und Europa
USA: Früher Start mit Einschränkungen
Bereits 2020 führten einige US-Bundesstaaten Gesetze zur Offenlegung von Gehaltsspannen ein. Bis Anfang 2023 folgten bedeutende Wirtschaftszentren wie Kalifornien und New York, was der Bewegung für Lohntransparenz erheblichen Auftrieb gab. Diese frühe Einführung könnte den Eindruck erwecken, dass die USA in Sachen Lohntransparenz führend sind.
Europa: Umfassenderer Ansatz
Die Europäische Union verabschiedete im Frühjahr 2023 eine Richtlinie, die die Mitgliedstaaten verpflichtet, innerhalb von drei Jahren entsprechende Gesetze zu erlassen. Obwohl später eingeführt, ist der europäische Ansatz in vielerlei Hinsicht umfassender und zielt darauf ab, Schlupflöcher zu vermeiden, die die US-Gesetze teilweise aufweisen.
Kernunterschiede zwischen den Ansätzen
- USA: Die Transparenzgesetze beziehen sich hauptsächlich auf Grundgehälter. Provisionen, Aktienoptionen und Boni sind oft ausgenommen.
- EU: Die europäische Richtlinie berücksichtigt alle Vergütungsformen, einschließlich Boni. Bei aktienbasierten Vergütungen besteht noch Klärungsbedarf.
Diese Praxis birgt jedoch Risiken:
- Eine ADP-Studie zeigt, dass Frauen im Durchschnitt weniger als zwei Drittel der Bonuszahlungen erhalten, die Männern mit gleichem Grundgehalt, Alter und Betriebszugehörigkeit gezahlt werden.
- Die europäische Richtlinie adressiert dieses Problem, indem sie alle Vergütungsformen einbezieht.
Herausforderungen für HR und Unternehmen
Die umfassendere europäische Regelung stellt HR-Verantwortliche und Unternehmen vor neue Herausforderungen:
Beweislastumkehr
Die EU-Richtlinie kehrt die Beweislast in Fällen von Lohnungleichheit um. Unternehmen müssen künftig nachweisen, dass ihre Entscheidungen fair und nicht diskriminierend sind.
Objektive Kriterien für Leistungsbewertung
Jede Entscheidung zur Vergütung muss auf objektiven, geschlechtsneutralen Kriterien basieren und überprüfbar sein. Dies erschwert individuelle Leistungsbelohnungen ohne stichhaltige Begründung.
Risiko der Nivellierung
Es besteht die Gefahr, dass Unternehmen aus Risikovermeidung zu einer Angleichung der Gehälter tendieren, was die Belohnung aussergewöhnlicher Leistungen erschweren könnte.
Strategien für die Zukunft
- Angleichung der Vergütung: Eine risikoarme Strategie, die jedoch die Gefahr birgt, Top-Talente zu verlieren.
- Entwicklung transparenter Leistungsbewertungssysteme: Eine herausfordernde, aber zukunftsweisende Option, die es ermöglicht, individuelle Leistungen zu belohnen und gleichzeitig Diskriminierung zu vermeiden.
Fazit
Für HR-Experten und Unternehmensführungen bedeutet dies:
- Die Entwicklung klarer, fairer und transparenter Vergütungssysteme wird unerlässlich.
- Leistungsbewertungen müssen auf objektiven Kriterien basieren und gut dokumentiert sein.
- Die Balance zwischen Leistungsanreizen und Gleichbehandlung wird eine zentrale Herausforderung darstellen.
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